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Susi trägt ihr Geld von der Depotbank in die Innenstadt
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Sind Rentenfonds sinnvoll?

Christian
03.08.2021
ca. 10 Min. Lesezeit

Das Wesentliche zusammengefasst

Was ist ein Rentenfonds?

Eine Gruppe von privaten Anlegern, zusammen mit großen Investoren, wie beispielsweise Versicherungen oder Pensionskassen, investieren entweder monatlich oder einmalig Geld in einen gemeinsamen Topf, den Rentenfonds. Ein Team unter der Leitung einer Managerin oder eines Managers analysiert den Markt und investiert das Geld der Anleger. Wie der Name schon verrät, dürfen die Fondsmanager eines Rentenfonds nur Rentenpapiere für die Anleger anlegen.

Was sind Rentenpapiere?

Rentenpapiere werden auch Anleihen genannt und sind Wertpapiere, die einen festen Zins beinhalten, wie z.B. Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen. Ein Unternehmen, ein Staat, ein Bundesland oder eine Kommune gibt diese Wertpapiere aus, um sich von Anlegern auf eine genau festgelegte Zeit Geld zu leihen. Diese Wertpapiere schreiben bindend fest, wie hoch die Zinsen sind und wann sie gezahlt werden. Auch ist festgeschrieben, wann der Schuldner das geliehene Geld wieder zurückzahlen muss.

Rentenfonds investieren genau in diese Anleihen. Die Anleger erhalten für diesen Kredit entsprechende Zinsen. Durch eine feste Verzinsung bis zum Laufzeitende lassen sich hier Erträge erzielen. Außerdem können Kursgewinne der Wertpapiere zur Wertsteigerung beitragen.

Wie hoch ist das Risiko von Rentenfonds?

Die Risiken unterscheiden sich von Fonds zu Fonds, je nachdem, in welche Bereiche er investieren darf. Es gibt beispielsweise Rentenfonds, die nur in Staatsanleihen investieren dürfen. Diese gelten als relativ sicher. Denn bei einem Staat wie Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass er pleite geht.

Gewitter

Mit Rentenfonds kann man kaum noch Geld verdienen.

Es gibt aber auch andere Rentenfonds, die in Anleihen von Unternehmen (englisch: corporate bonds) aus Schwellenländern investieren dürfen/müssen. Hier ist das Risiko, aber auch der Ertrag höher. Deshalb sollten Anleger immer genau darauf achten, welche Strategie der Rentenfonds verfolgt. Dennoch gilt auch hier: Steigt das Risiko, steigen die Renditechancen. Rating-Agenturen helfen unter anderem, gute von schlechten Anleihen zu unterscheiden, indem sie die Anleihen bewerten, u.a. mit AAA, BB+ oder CC usw. Unter AAA versteht man eine hohe Zahlungsfähigkeit und ein sehr geringes Ausfallrisiko der Rückzahlung, und unter CC z.B. besteht ein hohes Ausfallrisiko.

Anleihen können schwanken. Wer Anleihen bis zu deren Laufzeitende hält, bekommt einen sicheren Rückzahlungskurs. Während dieser Laufzeit aber ist der Wert der Anleihen nicht zwangsläufig konstant. Er hängt dagegen eng an der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB), denn bei Anleihen gibt es eine Besonderheit:

  1. Wenn die Zentralbank die Zinsen senkt, also die Zinsen fallen, steigt der Kurs von alten Anleihen. ‚Alte‘ Anleihen bedeutet, diese wurden vor dieser Zinsänderung vom jeweiligen Kreditnehmer (Staat oder Unternehmen) herausgegeben und wurde von Marktteilnehmern (z.B. ein Rentenfonds) gekauft. Für einen Rentenfonds ist es also attraktiver, diese alten Anleihen zu behalten, da der Zins im Verhältnis zu den neu herausgegebenen Anleihen höher ist. Somit kann der Wert des Rentenfonds steigen.
  2. Wenn hingegen die Zinsen steigen, fällt der Kurs der alten, früher gekauften Anleihen, da neu herausgegebene Anleihen für Anleger attraktiver sind durch den höheren Zins. Die ‚alten‘ Anleihen im Fonds verlieren also an Wert, denn das aktuelle Zinsniveau ist höher als die Anleihen im Rentenfonds. Somit kann der Wert des Rentenfonds fallen.

Aber sind Rentenfonds nun sinnvoll?

Früher wurden Rentenfonds in ein Depot gekauft, um es sicherer zu machen – es also weniger anfällig für Schwankungen am Aktienmarkt zu machen. Das heißt, einerseits können Rentenfonds das Auf und Ab der Aktien abschwächen. Andererseits tragen sie sichere Zinserträge zum Depotwert bei.

Aufgrund der vorherrschenden Niedrigzinsphase in der westlichen Welt, konnten Rentenfonds in den vergangenen Jahren anfänglich von den sinkenden Zinsen profitieren. Die alten, höher verzinsten Anleihen konnten gut verkauft werden, da die neu ausgegebenen Anleihen bedeutend niedrigere Zinsen aufwiesen. Somit stieg die Rendite der Rentenfonds in den meisten Fällen.

Niedrigzinsphase
Die Zinsen kommen nicht wieder

Mittlerweile ist das Zinsniveau derart niedrig, dass es nur noch den wenigsten Fondsmanagern gelingt, mit Rentenfonds Gewinne unter moderaten Schwankungen für ihre Kunden zu erwirtschaften. Solange die Zinsen nicht steigen – und von diesem Szenario muss ausgegangen werden – wird dies auch so bleiben.

Rentenfonds und Renten-ETFs stecken also in der gleichen Falle wie klassische Lebensversicherungen und Rentenversicherungen. Der garantierte Zins dieser Produkte wird seit Jahren massiv gesenkt und die Kunden zahlen in diese Verträge oftmals mehr ein, als sie am Ende herausbekommen. Das Gleiche blüht Inhabern von Bausparverträgen. Auch hier machen die Kunden, nach Abzug aller Kosten und der Inflation einen garantierten Verlust.

Moderne und stabile Portfolios (Mischung aus vielen Investmentfonds und ETFs) setzen nicht mehr nur auf reine Rentenfonds zur Absicherung des Depots, sondern auf mehrere Mischfonds von verschiedenen Herausgebern, die intern auch noch Aktien- und Rentenquoten schnell steuern können.

Wer in Renten- oder Anleihe-ETFs investiert, der wird voraussichtlich nicht viel Gewinn machen, da die Zinsen sehr niedrig oder gar negativ ist. Bei Renten-ETFs gibt es aber auch noch andere Dilemmas, die einfach mit dem Konstrukt ETF zusammenhängen.

Aktive Manager von Anleihen- und Rentenfonds können hingegen Gelegenheiten und Schwankungen am Markt für Käufe und Verkäufe nutzen und bringen selbst in diesen Marktphasen noch eine ordentliche Rendite. Diese besteht aber nicht aus den festen Zinsen. Sie kommt durch Kurssteigerung, also Kursgewinne zustande.

Wie hoch sind die Kosten eines Rentenfonds?

Rentenfonds werden von einem Management aktiv verwaltet, und dadurch entstehen Gebühren. Das Management versucht, die im Rentenfonds liegenden Anleihen möglichst gewinnbringend zu handeln und neue Anleihen mit potenzieller Wertsteigerung in den Fonds einzukaufen.

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Die Kosten im Verhältnis zum Ertrag sind meistens zu hoch.

Die Verwaltungsgebühren liegen zwischen 0,5 % bis 1,5 % der Anlagesumme. Dazu kommt der Ausgabeaufschlag (Verkaufsprovision oder auch Agio) von durchschnittlich 3 % bis 5 % der Anlagesumme. Manche Rentenfonds haben auch noch eine leistungsgebundene Gebühr, wenn bestimmte Ziele erreicht werden. Das kann zum Beispiel das Überschreiten einer festgelegten Jahresrendite sein.

Um die Kosten von Rentenfonds am einfachsten vergleichen zu können, kann man die Gesamtkostenquote (engl.: Total-Expense-Ratio = TER) zurate ziehen. Diese muss immer ausgewiesen werden. Sie gibt das prozentuale Verhältnis zwischen den Fonds-Kosten und dem Fondsvolumen an.

Um sich diese Kosten zu sparen, kann man auf einen Renten- oder Anleihen-ETF ausweichen. Dieser hat bedeutend weniger Kosten, aber auch keine menschliche Intelligenz, die das Geld bewusst steuern kann. Aber auch bei dieser günstigen Alternative gibt es diverse Nachteile.

Wie hoch ist die Steuer bei Rentenfonds?

Auf Zinsen und realisierte Kursgewinne bei Rentenfonds ist seit 2009 die Abgeltungssteuer fällig. Für die Anleger bedeutet das: 25 % Kapitalertragssteuer plus Kirchensteuer. Wenn also der Rentenfonds 100 € Gewinn macht und dieser vom Anleger verkauft oder in einen anderen Fonds umgeschichtet wird, dann zieht die Depot-Bank automatisch 25 € plus etwaige Kirchensteuer ab, und es verbleiben dann 75 € Gewinn. Dies ist aber nicht nur bei Investmentfonds so, sondern auch bei allen anderen Geldanlagen, die keine Laufzeit haben. Bei den meisten der bekannten Sparformen können aber keine Steuern anfallen, da es durch den ewig bleibenden Null-Zins keine Gewinne gibt.

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Den Freistellungsauftrag zur Depot-Bank. Nur hier gibt es noch wirkliche Gewinne.

Für den Anleger gilt aber ein Freibetrag von 801 € (1.602 € für Ehepaare). Wer mit den Gewinnen aus Kapitalerträgen unter diesem freien Betrag bleibt, zahlt keine Steuern. Diesen Freibetrag kann man bei der jeweiligen Depot-Bank mit einem Freistellungsauftrag beantragen. Dieser Freibetrag kann auch auf mehrere Banken verteilt werden (Bank A erhält einen Freibetrag von 400 € und Bank B erhält einen Freibetrag von 401 €). Sinnvoll ist es, den Freibetrag für ein Depot-Konto zu beantragen, denn nur hier werden wirklich auch Gewinne erwirtschaftet.

Abgeführt werden die Steuern durch die Depot-Bank. Es gibt auch keinen Bestandsschutz mehr. Auch bei Investmentfonds, die vor dem Jahr 2009 gekauft wurden, müssen die Erträge ab 2018 versteuert werden.

Wie kann ich einen Rentenfonds kaufen?

Berti und Fritz am Computer

Die Eröffnung eines Depots ist kinderleicht.

Um einen Rentenfonds zu erwerben, braucht man in der Regel erst einmal ein Depot-Konto. Ein Depot ist bei fast jeder Bank zu haben mit unterschiedlichen Preisen und AGBs. Bei fairen und kostengünstigen Anbietern geht das sogar papierlos und kinderleicht. Über das Depot-Konto kann dann ein Rentenfonds über eine Börse oder direkt bei der Investmentgesellschaft gekauft werden.

Wie finde ich den besten Rentenfonds für mich?

Professor Money Portfolio

Eine Mischung aus mehreren Fonds ist immer besser als alle Eier in einen Korb zu legen.

Die Auswahl an Rentenfonds in Deutschland ist riesig. Aber nur einige wenige davon sind wirklich gut, bezogen auf die Schwankung und den Ertrag. Auch hat sich herausgestellt, dass sich die Qualitäten von Rentenfonds ändern können, zum Nachteil der Anleger. Viele Rentenfonds, die anfänglich sehr gut waren, haben ihre frühere Leuchtkraft – auch aufgrund der Null- und Niedrigzinsphase – verloren und sind deren Gebühren in keinem Fall mehr wert.

Die Qualität von Fonds kann sich also ändern, aber auch die Anforderungen der Anleger. Bei einem Kleinkind bestehen andere Anforderungen an eine Geldanlage als bei einem Ehepaar im Rentenalter.

Es gibt also nicht DEN richtigen Rentenfonds. Besser ist es, das Geld nicht in einen einzigen Rentenfonds zu investieren, sondern in eine breit gestreute Mischung (auch Portfolio genannt), bestehend aus verschiedenen Investmentfonds und ETFs. In diesem Portfolio können schlechte Fonds oder ETFs durch bessere ersetzt werden. Wenn sich die Anforderungen des Anlegers ändern, kann dies ebenfalls in der Portfoliostruktur schnell vollzogen werden. Bei günstigen und fairen Anbietern ist so etwas zu sehr geringen Kosten möglich.

Alternativen zu Rentenfonds

Konservative Anleger greifen gerne zu einem Rentenfonds, da hier die Schwankungen moderater verlaufen als bei Investitionen in Aktien. Durch die Niedrigzinsphase werden aber teilweise auch schon negative Renditen mit Rentenfonds erzielt. Dies ist sicherlich nicht im Sinne der Anleger.

Lege nie alle Eier in einen Korb

Lege nie alle Eier in einen Korb.

Die Alternativen zu einem Rentenfonds sind denkbar einfach. Das Geld konservativer Anleger ist am besten in einem konservativen Portfolio aufgehoben, bestehend aus den besten Fonds und guten ETFs. Insbesondere ist darauf zu achten, dass das Geld in unterschiedliche Anlageklassen fließt und auf verschiedene Anlagestrategien fließt, am besten auf mehrere Fondsgesellschaften, aufgeteilt ist. „Lege nie alle Eier in einen Korb“.

Diese goldene Regel der Geldanlage gilt vor allem dann, wenn es um die Anlageklassen geht. Es sollten sowohl Anleihen, Rohstoffe, wie z.B. auch Gold und Silber, aber auch Aktien, weltweit über viele Branchen und Länder aufgeteilt werden. Auch hier ist das Geld vor Banken- und Versicherungspleiten im Sondervermögen geschützt.

Das Vermögen ist jederzeit verfügbar und an keinerlei Laufzeiten oder Haltefristen geknüpft. Bei fairen Anbietern gibt es eine Service- oder Betreuungsgebühr. Daher muss man sich um nichts kümmern. Der Depot-Inhalt wird automatisch angepasst, wenn sich Märkte verändern oder ein Fonds oder ETF nicht mehr den Qualitätsansprüchen genügt. Kauf- und Verkaufsgebühren verlangen solche Anbieter in der Regel nicht.

Konservative Anlagestrategien investieren ebenfalls in Anleihen und Rentenfonds. Solche Depots schwanken weniger als dynamisch ausgerichtete, da sie eine geringere Aktienquote in sich tragen. Mit dem Schnäppchen-Effekt kann man die Schwankungen zusätzlich reduzieren. Dieser zahlt sich langfristig aus und begünstigt einen automatisierten Vermögensaufbau. Der Schnäppchen-Effekt hat in der Vergangenheit wunderbar funktioniert.

Bei gut laufenden und professionell betreuten Portfolios (Mischung aus verschiedenen Fonds und ETFs mit unterschiedlichen Schwankungsbreiten) sind die Schwankungen moderat, da sie laufend überwacht werden und das Vermögen extrem breit gestreut wird. Die internen ETF-Kosten liegen zwischen 0,2 % -0,8 % pro Jahr, während die internen Kosten bei gemanagten Investmentfonds zwischen 0,8 %-1,9 % liegen. Bestimmte Vermögensverwalter können auf alle Tranchen der Fondsgesellschaften zurückgreifen und für Kunden auch die günstigeren sogenannten Profi-Tranchen wählen, bei denen die internen Fonds-Kosten nur noch zwischen 0,4 %- 1 % betragen.

Am Ende kommt es allerdings auf die Rendite nach Kosten an. Denn letztendlich soll das Vermögen mit der vom Kunden vorgegebenen Schwankungsbreite wachsen und ihn mittel- bis langfristig ein Stück reicher machen. Außerdem entkommt man mit einem Depot dem Negativzins. Darüber hinaus profitiert der Anleger langfristig mit hochwertigen Portfolios von der Inflation. Der Anleger hat sein Geld, unter dem Aspekt der Anlagedauer von 5 Jahren aufwärts, im Notfall innerhalb von 3 – 5 Bankarbeitstagen wieder zurück auf seinem Girokonto.