Die Inflation – wie wir täglich belogen werden!
Die Inflation stimmt nicht mehr – und das nicht erst seit der Finanzkrise 2008. Sparer haben unterm Strich weniger in den Taschen, die Löhne und Gehälter steigen nicht merklich. Viele haben Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, aber das Leben wird trotzdem teurer. Warum spiegelt die offizielle Inflation nicht die gefühlte wider? Wir zeigen, wie Inflation überhaupt berechnet wird und welche Taschenspielertricks angewendet werden.
Viel Spaß dabei!
Das erwartet dich
- Der Schweineschnitzel-Trick
- Der Mieten-Trick
- Der Lustzugewinn-Trick
- Der Berechnungs-Trick
- Was bedeutet das für deine Geldanlage?
Inflation ist der Verlust von Kaufkraft. Ich kann mir also immer weniger vom gleichen Geld kaufen. Es wird immer mehr Geld gedruckt. Folglich sollte auch die Inflation steigen. Aber seit Jahren verharrt diese auf einem sehr niedrigen, für viele nicht nachvollziehbarem Niveau.
Der Grund hierfür liegt in verschiedenen Tricks der Statistiker, welche wir im Folgenden kurz und einfach erklären. Ganz nach dem Motto: traue niemals einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
Inflation kehrt nicht zurück, sie war noch nie weg!
Der Schweineschnitzel Trick
Die Inflation – wie wir täglich belogen werden! Inflation wird immer anhand eines Warenkorbes berechnet. In diesem Warenkorb sind verschieden Produkte und Dienstleistungen, die wir alle – mehr oder weniger – oft konsumieren. Der normale Menschenverstand würde diesen Warenkorb zur Berechnung der Inflation über Jahre und Jahrzehnte konstant halten, diesen also nicht verändern, um auch wirklich die wahre Inflation zu berechnen. Die Statistik zur Berechnung der Inflation macht genau das nicht. Der Warenkorb ändert sich ständig und wird den Preisen angepasst.
Wird also das Rinderfilet im Warenkorb für die Berechnung der Inflation teurer, wird dieses teure Rinderfilet durch günstiges Schweineschnitzel ersetzt – die aus dem neuen Warenkorb berechnete Inflation sinkt. Es wird also angenommen, dass die Verbraucher in Zeiten teurer Rinderfilets zu billigen Schweineschnitzeln greifen. Dies ist zwar zu gewissen Teilen wahr, das Rinderfilet bleibt aber trotzdem teuer und ich kann mir von meinem Geld weniger hochwertige Sachen leisten.
Der Warenkorb wird auf Dauer also nicht konstant gehalten und somit kann auch keiner berechnen, wie sich dieser Warenkorb dauerhaft entwickelt.
Der Mieten Trick
1,5 % offizielle Inflation – da können Mieter in Städten und teilweise auch schon auf dem Land nur den Kopf schütteln. Wie wir bereits erfahren haben, ändert sich der Warenkorb für die Berechnung der Inflation ständig. Was sich aber anscheinend nicht ändert, ist die prozentuale Aufteilung der Mieten am Warenkorb. Diese liegt bei rund 6 %. Der Preis für Wohnen kommt also in der offiziellen Inflationsstatistik nur mit 6 % vor. Das ist sehr fraglich, wenn man sich Mietpreise in gewissen Regionen ansieht. Weit über die Hälfte der Deutschen wohnt nicht in Eigentum und muss viel für Miete ausgeben. In deutschen Großstädten liegen diese oft zwischen 30 und 50 % des Nettoeinkommens, man denke nur an München oder Berlin. Viele Familien müssen also 30 % bis 50 % Ihres Einkommens für Wohnen ausgeben. Die Mieten sind in den letzten 10 Jahren vielerorts explodiert – Tendenz steigend.
Die Mieten steigen, sind aber in der Inflationsberechnung nicht wirklich berücksichtigt.
Der Lustzugewinn Trick
Die Inflation – wie wir täglich belogen werden! Vollkommen unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde die Messung der Inflation ab 2002 – das Jahr der Einführung des Euro – geändert. Dies führte dazu, dass sich diese von uns erheblich unterschätzt und von der EZB falsch dargestellt wird.
Schauen wir uns einmal die offiziellen, durchschnittlichen Inflationszahlen des Statistischen Bundesamtes der letzten drei Jahrzehnte vor der Einführung des Euro im Jahr 2002 an:
… in den 70ern 4,9 % pro Jahr,
… in den 80ern 2,9 % pro Jahr,
… in den 90ern 2,5 % pro Jahr.
Komischerweise ist seit der Einführung der europäischen Währung die Inflationsrate aber erheblich geringer, offiziell liegt diese seit 2002 bis heute bei circa 1,4 % pro Jahr. Grund hierfür ist der sogenannte „Lustzugewinn Trick“.
Im Jahr 2002 wurde die Methode der Inflationsberechnung gerändert und hierdurch wurden die berechneten Inflationsraten deutlich gesenkt. Diese neue Berechnungsmethode wird auch als „hedonische Methode“ bezeichnet.
Was bedeutet hedonische Inflationsberechnung?
Die Inflation – wie wir täglich belogen werden! Bei Produkten, bei denen der technische Fortschritt zu Qualitäts- und Leistungssteigerungen führt, werden diese Fortschritte nur in ihrem Wert geschätzt und von der Preissteigerung abgezogen.
Zur Verdeutlichung ein einfaches Beispiel:
Fred will sich ein neues iPhone der Firma Apple kaufen. Das neue Modell des Smartphones ist hochwertiger als das Vorgängermodell, in diesem sind nämlich zwei Kameras integriert, sein altes Mobiltelefon hatte nur eine Kamera.
Das neue iPhone kostet 1.100 €, während das Vorgängermodell war für 1.000 € zu haben – also eine Preissteigerung von 10 %. Nun hat das neue Telefon aber einen hundertprozentigen „Lustzugewinn“, da es doppelt so viele Kameras hat als das alte – und das für nur 10 % mehr Geld. Für den Statistiker, der die Inflation berechnet, ist das iPhone also billiger geworden.
Das iPhone von Fred wird um 10 % teurer.
Folglich müssen diese Verbesserungen vom eigentlichen Preis abgezogen werden. Ob Fred diese Mehrleistungen überhaupt will oder braucht ist der Statistik egal. Aber Fred nicht, denn er muss jetzt mehr für sein neues iPhone bezahlen. Die Qualitätsverbesserung werden vom neuen Preis des Telefons abgezogen.
Das neue iPhone kostet 1.100 € (10 % teurer als das Vorgängermodell). Die Leistungsverbesserung des neuen iPhones werden von den Statistikern nun bewertet und sie geben der Verbesserung einen Wert, in unserem Fall liegt dieser bei 8 %.
Bei der hedonischen Methode zur Inflationsmessung wird nun dieser geschätzte Wert von 8 % von der eigentlichen Preissteigerung von 10 % des Preises abgezogen. Somit liegt die offiziell ausgewiesene Preissteigerung des neuen iPhones bei nur noch 2 %. Der Fachmann staunt, der Laie wundert sich …
Vermeintliche Produktverbesserungen fließen in die Berechnung des Warenkorbs mit ein und reduzieren somit die Inflation.
Auf der anderen Seite sollten Qualitätsverschlechterungen die Inflation auch erhöhen, tun sie aber nicht.
Die gesunkene Lebensdauer vieler Produkte wirkt statistisch also nicht steigernd auf die Inflation. Dies müsste aber der Fall sein, denn früher hielt ein Handy erheblich länger als heute ein modernes Smartphone. Es sind aber nicht nur Verschlechterungen von Produkten gemeint, sondern auch die von Dienstleistungen: die Verschlechterung des Gesundheitswesens, der Abbau von Servicedienstleistungen großer Unternehmen, die Verschlechterung der öffentlichen Bildung, des öffentlichen Nahverkehrs, etc.
Der Service großer Unternehmen nimmt immer mehr ab.
Wir haben also eine deutliche Verschlechterung der Lebensqualität der immer kleiner werdenden Mittelschicht, die man aber in der offiziellen Inflation nicht erkennt.
Verbesserungen bei Produkten werden berücksichtigt, Verschlechterungen jedoch nicht.
Es gibt für Europa leider keine Studie die aufzeigt, wie hoch die Inflation wäre, wenn die alte Berechnungsmethode noch angewendet werden würde.
Anders in den Vereinigten Staaten wo auch die Berechnungsmethode umgestellt wurde. Einige US-Ökonomen kommen hier auf einen nicht ungewöhnlich hohen Wert: mit der Anwendung der hedonischen Methode senkte sich die Inflation in den Vereinigten Staaten um durchschnittlich 3 % pro Jahr.
Die Inflation ist um 3 % pro Jahr höher als angegeben.
Es gibt keinen rationalen Grund, warum dies bei uns in Europa anders sein sollte. Bei Produkten des täglichen Gebrauchs, wie beispielsweise Backwaren, Hygieneartikel und Getränke spüren wir die Inflation bereits – jeden Tag.
Regierungen kommen und gehen, die Inflation bleibt.
Der Berechnungs-Trick
Die Inflation – wie wir täglich belogen werden! Der nächste Trick bei der Inflationsberechnung ist die Tatsache, dass Sachkapital, also Aktien, Immobilien, Gold, Oldtimern, Investmentfonds, etc. nicht in die Inflationsberechnung mit einfließen. Aber genau diese Anlageklassen steigen gefühlt seit der Finanzkrise enorm.
Würden diese Preise bei der Inflationsmessung mit einfließen, würden wir uns die Augen reiben. Einige Ökonomen sprechen von 7 -8 % Inflation pro Jahr, andere schon von 15 % pro Jahr. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte. Legt man alte Berechnungen zugrunde, dann ist die Inflation mindestens dreimal so hoch wie die offiziell angegebene.
Bei der offiziellen Inflation wird also gebogen und getrickst. Das Bauchgefühl, dass die gefühlte Inflation viel höher ist, als die offiziell angegebene, stimmt also. Die offizielle Inflation wird aber auch steigen – die ersten Vorboten sehen wir bereits. Die Weltwirtschaft zieht nach dem Corona Schock wieder an. Dies erhöht die Preise, zuerst gesehen an verschiedenen Baustoffen wie Holz, Kupfer oder Stahl – der Rest wird folgen. Eine offizielle Inflation von 10 % pro Jahr, wie in den 70er Jahren, ist nicht auszuschließen.
Was bedeutet das für deine Geldanlage?
Die Sparer sind und werden die großen Verlierer sein. Wer Geld einfach nur auf dem Konto liegen lässt, muss mit herben Verlusten rechnen.
100.000 € | 2 % Inflation | 3 % Inflation | 4 % Inflation | 5 % Inflation | 6 % Inflation |
---|---|---|---|---|---|
nach 10 Jahren | 17.965 € | 25.591 € | 32.444 € | 38.609 € | 44.161 € |
nach 20 Jahren | 32.703 € | 44.632 € | 54.361 € | 62.311 € | 68.819 € |
nach 30 Jahren | 44.793 € | 58.801 € | 69.168 € | 76.862 € | 82.589 € |
nach 40 Jahren | 54.711 € | 69.344 € | 79.171 € | 85.795 € | 90.278 € |
Ein fixer, garantierter Zins war und ist kein Schutz von Inflation. Regierungen mit hohen Schulden brauchen Inflation, um den Schuldenberg auf Kosten der kleinen Sparer abzuschmelzen. Wirklicher Schutz vor Inflation bieten unter anderem Sachwerte in einem Depot wie Fonds, ETFs, Aktien, etc., also Sondervermögen, das naturgemäß langfristig mit der Inflation mitwächst.
Diese Geldanlagen schwanken. Warum die Schwankung aber sogar viele Vorteile hat, zeigen wir in unserem neuesten YouTube Video.
Die Mutter aller Gewinne ist immer die Schwankung.
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Der einfachste und leichteste Weg des Sondervermögens ist ein konservatives oder ausgewogenes Fonds- oder ETF-Portfolio, selbstverständlich verwahrt über ein Depot-Konto. Bei gut laufenden und professionell betreuten Portfolios sind die Schwankungen moderat, da sie laufend überwacht und extrem breit gestreut in viele Anlageklassen verteilt werden.
Des Weiteren kann man sich hohe Gebühren sparen, wenn man den richtigen Anbieter wählt. Am Ende kommt es allerdings auf die Rendite nach Kosten an. Mit einer mittel- bis langfristigen Anlagedauer profitieren hochwertige Portfolios von der Inflation und entkommen dem Negativzins. Außerdem ist das Geld täglich verfügbar und innerhalb von 3-5 Bankarbeitstagen wieder zurück auf dem Girokonto.
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