Fondssparplan oder Bausparvertrag?
Das Wesentliche zusammengefasst
- Ein Bausparvertrag ist als Geldanlage vollkommen ungeeignet – nach Inflation zahlt man mehr ein als im Vertrag ist.
- Ein Fonds- und ETF-Sparplan hingegen ist langfristig die sicherste und intelligenteste Geldanlage.
- Bausparverträge können in der Regel jederzeit aufgelöst werden und in einen Sparplan umgewandelt werden.
Was macht mittel- bis langfristig mehr Sinn?
Viele Sparer stellen sich die Frage was besser ist: ein Bausparvertrag mit garantiertem, niedrigen Zins oder ein Fonds- und/oder ETF-Sparplan ohne jegliche Garantiezinsen. Diese Frage ist sehr schnell beantwortet: ein Bausparvertrag mit beispielsweise 0,5 % Guthabenzins pro Jahr liegt immer unterhalb der Inflation und man hat somit einen garantierten Verlust, jedes Jahr.
Zudem sind die Kosten beim Abschluss eines Bausparvertrages viel zu hoch. Diese Gebühren müssen erst einmal im Vertrag erwirtschaftet werden – in den meisten Fällen ist es jedoch so, dass Bausparverträge nach 15 Jahren noch immer nicht im Minus sind. D.h. in diese Verträge spart man mehr ein, als am Ende in diesen Verträgen enthalten ist. Ein großartiges Geschäft, und zwar nur für die Bausparkasse und die Kunden gehen leer aus. Mehr zum Thema Bausparverträge als Geldanlage hier.
Die bessere und günstigere Alternative ist der Fonds- und ETF-Sparplan. Auch hier kann man monatlich Geld zur Seite legen. Mittel- bis langfristig kann man hier mit einer Rendite von 4 bis 6 % pro Jahr rechnen. Das Geld ist jederzeit verfügbar, man könnte also jederzeit auf das Geld wieder zugreifen, falls es dringlich benötigt wird.
Nichtsdestotrotz sollte man einen Fonds- und ETF-Sparplan immer mindestens 5 besser 10 Jahre und länger halten. Denn nur dann kann man die Schwankungen an der Börse reduzieren und das Geld kann sich u.a. mittels des Zinseszinses schön vermehren. Der Sparplan kann monatlich erhöht, reduziert oder ganz gelöscht werden – es ist eine der flexibelsten Geldanlagen, die es gibt.
Außerdem ist das Geld im Fonds und ETF im Sondervermögen vor Bankenpleiten geschützt.
Bausparvertrag vs. Fondssparplan: ein Beispiel
Wenn man sachlich nachrechnet, sind Bausparverträge die teuerste Art ein Eigenheim zu finanzieren und als Geldanlage vollkommen ungeeignet. Verbraucherschutz-Organisationen bemängeln dies seit Jahren. Sie warnen vor überteuerten Verträgen mit viel zu hohen Abschlusskosten. Hier das Rechenbeispiel eines Originalangebotes einer deutschen Bausparkasse aus dem Jahr 2018:
Lohnt sich Bausparen wirklich?
Angebot Bausparkasse | Fonds oder ETF Alternative | |
---|---|---|
Ansparphase | 15 Jahre | 15 Jahre |
Bausparsumme/benötigte Geldsumme | 100.000 € | 100.000 € |
Guthabenzins pro Jahr | 0,1 % | 6 % |
Einmalige Abschlussgebühren 1 % | 1000 € | keine |
Jährliche Gebühren | 12 € | 1 % (abhängig vom Depotvolumen) |
Effektive Darlehenszinsen pro Jahr | 2,65 % | noch nicht bekannt |
Monatliche Ansparrate | 232 € | 232 € |
Einzahlung in 15 Jahren | 41.760 € | 41.760 € |
Guthaben nach 15 Jahren | 40.179 € | 58.772 € |
Gewinn/Verlust in Ansparphase | - 1.581 € | + 18.593 € |
Bauspardarlehen/ Bankdarlehen (11,43 % Zins) | 59.821 € | 41.228 € |
Monatliche Rückzahlungsrate: Zins und Tilgung | 600 € | 600 € |
Rückzahlungszeit | 9 Jahre, 4 Monate | 9 Jahre, 4 Monate |
Restschuld | 0 € | 0 € |
Originalangebot einer deutschen Bausparkasse im Vergleich mit einem konservativen Fonds- oder ETF-Alternative
Zur Erklärung: Es wird angenommen, dass ein Kunde eine Bausparsumme von 100.000 € monatlich 232 € mit einer Verzinsung von 0,1 % pro Jahr anspart. Die Wohnungsbauprämie wird in diesem Beispiel vernachlässigt. Es wird vernachlässigt, dass man heutzutage mit einer Summe von 100.000 € kein Haus mehr kaufen kann. Nach 15 Jahren hätte man nach Abzug der Abschlussgebühren von 1.000 € und 12 € jährlichen Kontogebühren ein Guthaben von 40.179 €, also weniger als seine Einzahlung von 41.760 €.
Hier entsteht also schon ein Verlust von 1.581 € in der Ansparphase. Ist ein Guthaben in Höhe von circa 40 % der Bausparsumme erreicht und der Vertrag damit zuteilungsreif, kann man ein Darlehen in Höhe von 59.821 € mit einem effektiven Zinssatz von 2,65 % pro Jahr in Anspruch nehmen. Wenn der Bausparer nach 15 Jahren das Darlehen bekommt, zahlt er es mit einer Rate von 600 € monatlich ab und ist nach 9 Jahren und 4 Monaten schuldenfrei.
Die Alternative nutzt die gleichen Rahmenbedingungen wie beim Bausparvertrag und investiert in einen oder mehrere konservative Fonds und ETF’s mit einer Nettorendite von 5 % pro Jahr. Diese Renditeerwartung ergibt sich aus 6 % pro Jahr abzüglich 1 % pauschal angenommene Verwaltungsgebühr.
Nach 15 Jahren besitzt man nach Steuerabzug ein Guthaben von 58.772 € oder kann einen Gewinn von 18.593 € verbuchen. Je mehr eigenes Geld man zur Verfügung hat, desto weniger Geld muss man sich von anderen leihen. In diesem Fall läge der Darlehensbetrag nur noch bei 41.228 €. Das ist deutlich weniger als die Kreditsumme von 59.821 € bei der Bausparkasse. Allerdings hat man keine Zinsgarantie, da man nicht weiß, wie hoch die Darlehenszinsen in 15 Jahren sind. Man muss also ein Bankdarlehen für die 41.228 € aufnehmen. Die Rate von 600 € monatlich behält man bei, um direkt vergleichen zu können. Darüber hinaus wollen wir im selben Zeitraum schuldenfrei sein.
Um tatsächlich schlechter gestellt zu sein als beim Bausparvertrag, müsste der Zinssatz des Bankdarlehens auf über 11,4 % pro Jahr steigen. Erst dann würde sich das Bausparen lohnen. Aktuell belaufen sich die Zinsen für ein 10-jähriges Darlehen bei der Bank auf rund 1 % pro Jahr. Ein so hoher Zinsanstieg ist ausgeschlossen!
Fazit und Praxistipp
Unter keinen Umständen macht ein Bausparvertrag heute noch Sinn. Die Zinsen werden nicht merklich steigen können und die Inflation wird bleiben. Sparer werden dadurch weiterhin enteignet werden und die Bausparkassen werden der lachende Gewinner dieses Spiels sein. Bestehende Bausparverträge können jederzeit gekündigt werden. Das Guthaben kann dann in ein konservatives Fonds- und ETF-Depot transferiert werden, zusammen mit einem Sparplan. Bei fairen Anbietern ist das mit sehr geringen Kosten und hoher Transparenz möglich.
Wenn du noch mehr wissen möchtest:
Wie funktioniert die Auszahlung bei einem Fonds oder ETF?
01.04.2021In Fonds und ETFs investieren ist schonmal clever. Aber irgendwann will man sein Geld auch wieder auszahlen: Aber wie und was gibt es bei der Auszahlung zu beachten?Was droht meinem Geld, wenn meine Versicherung pleite geht?
14.05.2021Geht eine Versicherung pleite passiert ähnliches, wie bei einer Bank. Die Kundenguthaben geraten in Gefahr, denn bei einer Insolvenz müssen diese dran glauben, um die Forderungen an die Versicherung zu bezahlen. So schützt du dein Guthaben.Müssen Rentner Kirchensteuer zahlen?
21.02.2020Ja und Nein: Es kommt nämlich auf den individuellen Fall an. Die Kirchensteuer hängt ab von der Höhe der Rente, möglichen Einkünften, Immobilienbesitz.Soll ich meine Rentenversicherung ruhen lassen?
21.02.2020Unzufrieden mit der Rentenversicherung? Mit diesem Musterschreiben kann man den Vertrag ruhen lassen. Aber aufgepasst, denn damit ruhen nicht automatisch auch alle Kosten.