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Eine Hand steckt einen Geldschein in ein Haus. Dies steht symbolisch dafür, sein Geld für eine eigene Immobilie zu sparen.
Eine Hand steckt einen Geldschein in ein Haus. Dies steht symbolisch dafür, sein Geld für eine eigene Immobilie zu sparen.

Ist ein Bausparvertrag für Auszubildende sinnvoll?

Christian
21.02.2020
ca. 6 Min. Lesezeit

Das Wesentliche zusammengefasst

Der Bausparvertrag für Auszubildende

Ist ein Bausparvertrag für Auszubildende sinnvoll? – Ein Bausparvertrag besteht grundsätzlich aus drei Phasen: der Ansparphase, der Zuteilungsphase und der Darlehensphase.

Die Ansparphase ist die Zeit, in welcher der Bausparkunde in den Bausparvertrag einzahlen muss. Während der Sparphase bekommt der Kunde einen vor Abschluss festgelegten, niedrigen Zins auf das eingezahlte Kapital.

In der Zuteilungsphase kann der Bausparer entscheiden, ob das angestrebte Darlehen in Anspruch genommen wird oder nicht bzw. wann das Darlehen in Anspruch genommen wird.

Während der Darlehensphase wird das Darlehen ausbezahlt. Der Kunde zahlt einen vor Abschluss festgelegten Tilgungssatz für das Darlehen. Der Unterschied von einem normalen Bausparvertrag zu einem Bausparvertrag für junge Leute ist ganz einfach: Wenn ein Bausparvertrag vor dem 25. Lebensjahr abgeschlossen wurde, muss das Bausparlehen nicht für wohnwirtschaftliche Zwecke verwendet werden. Das heißt, ein Azubi oder ein Student kann den Bausparvertrag ansparen und dann das Geld beispielsweise für ein Auto ausgeben. Das geht mit einem normalen Bausparvertrag nicht.

Förderungen vom Staat für Azubis

Vermögenswirksame Leistungen (VL)

Vermögenswirksame Leistungen (VL) sind hier erklärt.

Arbeitnehmersparzulage

Wegen des niedrigen Gehalts ist die Arbeitnehmersparzulage besonders für Auszubildende interessant. Mit nur 43 € maximaler Förderung aber ist der Bausparvertrag das am schlechtesten geförderte Produkt für die Arbeitnehmersparzulage. Wenn man die Inflation und die Abschlussgebühren von Bausparverträgen abzieht, läuft die gut gemeinte Förderung des Staates ins Nichts. Siehe Arbeitnehmersparzulage

Wohnungsbauprämie

Laut Verbraucherschutz-Organisationen ist die Wohnungsbauprämie nur eine versteckte staatliche Subvention der Bausparkassen. Bei einer guten Alternative zum Bausparvertrag braucht man die Wohnungsbauprämie nie.

Bausparen für junge Leute – eine Mogelpackung

Fred bei einer Bausparkasse, wie er Geld einbezahlt.
Der Jugendbonus von Bausparkassen ist eine Mogelpackung.

Ist ein Bausparvertrag für Auszubildende sinnvoll? – Bei Abschluss eines Bausparvertrages bekommt man einen „üppigen“ Jugendbonus, wenn man unter 25 Jahre alt ist. Dies hört sich auf den ersten Blick sehr gut an. Wenn man das Kleingedruckte liest, nicht mehr. Den Jugendbonus gibt es nämlich nur, wenn man das Bauspardarlehen in Anspruch nimmt. Viele junge Menschen schließen einen Bausparvertrag ab, mit dem Glauben, dass dieser Bonus direkt auf das Bausparguthaben gutgeschrieben wird. Dem ist leider nicht so.

Erst wenn der junge Bausparkunde das überteuerte Darlehen der Bausparkasse in Anspruch nimmt, wir das Geld gutgeschrieben. Viele junge Bausparer nehmen aber das Darlehen niemals in Anspruch, da man nämlich heutzutage unter 100.000 € oder weniger kein Haus bauen kann bzw. man beispielsweise Autos mittlerweile viel günstiger finanzieren kann. Junge Sparer werden somit mit einem Bonus, der in Wirklichkeit keiner ist, in die Hände der Bausparkassen gelockt.

Der Jugendbonus – ein gutes Geschäft für die Bausparkasse. Verbraucherschützer warnen seit Jahren vor Bausparverträgen für junge Sparer und Azubis.

Ist Bausparen für Azubis sinnvoll? – Ein Rechenbeispiel

Ist ein Bausparvertrag für Auszubildende sinnvoll? – Berti ist 18 Jahre alt und beginnt eine Lehre als Mechatroniker. Sein Chef zahlt ihm 20,00 € vermögenswirksame Leistungen (VL) im Monat.

Formel-1-Rennen bei dem Berti in Führung liegt, auf seinem Auto steht Depot. Auf dem Auto hinter ihm steht Bausparvertrag.
Berti, 18 Jahre, Auszubildender. Er vergleicht einen Bausparvertrag mit einem Fonds-Sparplan.

Berti erfährt von seinen Arbeitskollegen, dass er Arbeitnehmersparzulage bekommen kann, da er als Azubi noch relativ wenig verdient. Er informiert sich über die zwei gängigsten Produkte im Bereich vermögenswirksame Leistungen und Arbeitnehmersparzulage: Bausparvertrag und Fonds-Sparplan. Bertis Ziel ist es, die maximalen staatlichen Förderungen zu erhalten. Er hat gelesen, dass er 20,00 € selbst noch in den Vertrag einzahlen solle. Dadurch bekommt er viele Förderungen vom Staat.

Beim Bausparvertrag würde das Folgendes bedeuten: Bertis Chef zahlt 20,00 € VL, Berti vom eigenen Gehalt ebenfalls 20,00 €. VL-Verträge müssen immer 6 Jahre lang bespart werden und dann muss der Vertrag 1 Jahr lang ruhen. Erst dann bekommt man die staatlichen Förderungen. Bausparverträge werden zwar oft auf längere Zeiträume abgeschlossen, aber der Verständlichkeit halber macht Berti zweimal die gleiche Rechnung, also 6 Jahre einzahlen und ein Jahr lang ruhen lassen. Er will ja Äpfel mit Äpfel vergleichen.

Berti muss also privat jeden Monat 20,00 € in den Bauspar-VL-Vertrag einbezahlen, sein Chef ebenso. Dafür bekommt er die maximale Arbeinehmersparzulage von 43,00 € für den Bausparvertrag.

Zusätzlich hat er in diesem Fall noch Anspruch auf die staatliche Wohnungsbauprämie, da es sich hier um einen Bausparvertrag handelt. Da Berti aber selbst aus der eigenen Tasche nur 20,00 € in den Vertrag zahlt, bekommt er nur die Hälfte der Wohnungsbauprämie, nämlich 21,20 € pro Jahr – um die volle Wohnungsbauprämie von 45,06 € pro Jahr zu erhalten, müsste Berti 43,00 € im Monat selbst einzahlen. Das kann sich Berti bei seinem Azubi-Gehalt nicht leisten.

Nun zur Alternative zum Bausparvertrag, dem Fonds-Sparplan: Berti zahlt ebenfalls jeden Monat 20,00 € aus der eigenen Tasche, sein Chef zahlt 20,00 € obendrauf. Für den Fonds-Sparplan bekommt er aber fast doppelt so viel Förderung in Form der Arbeitnehmersparzulage, nämlich 80,00 € pro Jahr. Die Wohungsbauprämie erhält er für dieses Produkt nicht, das es sich ja hier um keinen Bausparvertrag handelt.

Berti vergleicht die Zahlen des VL-Bausparvertrages mit dem VL-Fonds-Sparplan anhand einer Tabelle und traut seinen Augen nicht, was nach 7 Jahren rauskommt.

Angebote zu Produkten für vermögenswirksame Leistungen im Vergleich

Bausparvertrag mit 0,25 % pro JahrFonds-Sparplan mit 6 % pro Jahr
Das zahlt Berti selbst monatlich20 €20 €
Das zahlt der Chef von Berti monatlich20 €20 €
Das zahlt der Staat jährlich an Arbeitnehmersparzulage43 €80 €
Das zahlt der Staat jährlich an Wohnungsbauprämie21,20 €entfällt
Nach 7 Jahren von allen in den Vertrag eingezahlt3.330 €3.440 €
Guthaben nach 7 Jahren3.359,00 €4.224,00 €

Die Unterschiede fallen deutlich aus. Obwohl Azubi Berti und dessen Chef in beide Verträge die gleichen Summen einzahlen, entsteht nach 7 Jahren beim Fonds-Sparplan mehr als 800 € an Guthaben. Und das, obwohl Berti beim Bausparvertrag zusätzlich noch die Wohnungsbauprämie bekäme. Die Abschlussgebühr für den Bausparvertrag hat Berti noch gar nicht berücksichtigt. Die Kontoführungsgebühren beim Bausparvertrag und beim VL-Fonds-Depot sind in etwa gleich (10 – 15 € pro Jahr). Abschlussgebühren beim Fonds-Sparplan fallen bei fairen und unabhängigen Anbietern sowieso weg.

Praxistipp für Auszubildende

Ist ein Bausparvertrag für Auszubildende sinnvoll? – Die hohen Abschlussgebühren, sowie der miserable Zins in der Ansparphase des Bausparvertrages, machen jegliche Art der staatlichen Förderung zunichte. Wer als Auszubildender mittel- bis langfristig Vermögen aufbauen will, braucht eine Rendite oberhalb der Inflation. Das geht nur mit einem kostengünstigen Fonds-Sparplan. Die Aussage von Verbraucherschützern ist daher nachvollziehbar: Ein Bausparvertrag zum Vermögensaufbau ist Geldvernichtung.

Nicht umsonst heißt es ja vermögenswirksame Leistungen und nicht vermögensvernichtende Leistungen.

Wenn man als Azubi nun fälschlicherweise einen VL-Bausparvertrag abgeschlossen hat, kann man diesen jederzeit stilllegen und ruhen lassen (also nichts mehr einzahlen). Die zukünftigen Beiträge der VL können im nächsten Monat einfach in einen anderen, rentableren Fonds-Sparplan einbezahlt werden. Dies muss man nur dem Chef oder der Personalabteilung mitteilen und ein entsprechender Antrag muss ausgefüllt werden. Der alte Bausparvertrag ruht bis zum 7. Jahr, und das Guthaben wird dann ausbezahlt. Der neue Fonds-Sparplan läuft ab dem Eröffnungstag 6 Jahre lang und ruht dann auch entsprechend ein Jahr. Dieser Vertrag kann und sollte auch länger laufen als vorgeschrieben, um mittel- bis langfristig den Schnäppchen-Effekt voll auszunutzen.

Einzelnachweise

Schwäbisch Hall

Wüstenrot

ARD Plus Minus 2013.

Fetscher, S. Hilfe – wir sparen uns arm! FBV 2018.

Finanztip